Hallo zusammen,
jetzt bin ich so weit, die Funktion zu verstehen, aber nur weil ich eines von Bernds Bildern mal durch ein Bildbearbeitungsprogramm gejagt habe, so dass ich das Zusammenwirken der Mitnehmerscheibe mit der Drehfeder überhaupt sehen konnte (Bild heller gemacht und mehr Kontrast...):
Auf der Basis würde ich die Funktion des E-Starters jetzt so erklären:
Die Federscheibe steht am Rand unter einer axialen Vorspannung zu dem "Federdosendeckel" des Teils 22. Damit kann die Federscheibe quasi sofort ein reibungsbedingtes Drehmoment auf die Ritzelwelle geben. Die weich und drehgefedert agierenden Mitnehmerscheiben ("Hakenscheiben") können das nicht so gut. Nur eine unverschlissene Federscheibe kann die Ritzelwelle so abrupt starten, dass das Ritzel vorangetrieben wird. Entscheidend für die korrekte Funktion dürfte aber noch etwas anderes sein, das quasi nebenbei nach dem Start passiert: Die Rückdrehung der Drehfeder wird durch die Reibung der Federscheibe auf dem Dosendeckel behindert, so dass die Federscheibe die Drehfeder nach dem Motorstart unter einer bestimmten Drehwinkel-Vorspannung hält (= Drehmoment). Dadurch steht beim nächsten Start dieses Federmoment PLUS die Federscheibenreibung für eine abrupte Drehmomentübertragung auf die Ritzelwelle zur Verfügung, und das sichert den Ritzelvortrieb! Diese automatisch nach dem ersten Start gebildete Vorspannung der Drehfeder sollte gut daran zu erkennen sein, dass sich die Ritzelwelle bei jedem Abbau einer halbwegs intakten Federscheibe etwas zurückdreht, wobei sich die Drehfeder entspannt.
Anders bei total rundgerittener Federscheibe: Die Federscheibe überträgt jetzt kein eigenes Reibmoment mehr vom Dosendeckel auf die Ritzelwelle. Außerdem fährt die Drehfeder dann auch immer bis in ihre Nulllage zurück, ist also ohne Vorspannung. Beides behindert durch einen viel zu weichen Anlauf der Ritzelwelle das Vorantreiben des Ritzels. Dieser störende Effekt beginnt schon, wenn der Halbmond "angeschlissen" ist: Solange das Halbmondspiel beim Start nicht "weggedreht" ist, steht für den Ritzelwellenstart nur die vom letzten Start verbliebene Drehfedervorspannung zur Verfügung. Die zusätzliche Federscheibenreibung auf dem Dosendeckel wird erst später wirksam. Problematisch bei zu "weichem" Ritzelwellenstart ist auch die Tatsache, dass das Ritzel dann bereits rotierend auf den Polrad-Zahnkranz trifft, was zu Verschleiß führen muss.
Sobald das Ritzel aber erstmal im Polradzahnkranz ist, hat die Federscheibe für den eigentlichen Motorstart keine Funktion mehr, denn jetzt tritt die Drehfeder in Aktion, dämpft den Drehschlag bzw. gibt im Drehwinkel nach, so dass der Motorstart etwas verzögert beginnt.
Eine intakte Federscheibe schützt die Drehfeder vielleicht auch vor zu großen Drehwinkeln bzw. Kräften, und zwar durch ihre Reibung auf dem Dosendeckel. Die Drehfeder könnte nämlich brechen, wenn sie mit Schwung an ihren Anschlag fährt. Vermutlich ist die Drehfeder so stark, dass der E-Motor sie bei intakter Federscheibe nicht an ihren Anschlag fahren kann. Bei rundgerittener Federscheibe könnte das zwar sein, dürfte dann aber vor allem den Kunststoffzahnkranz und den des Polrads stark belasten (weiches Material), weniger den E-Motor.
Den E-Motor selbst kann die Federscheibe also nicht schützen. Sie kann sich dazu auch nicht opfern. Wenn sich das Ritzel im Polrad nicht dreht, weil der Motor z.B. fest ist, dann muss auch der E-Motor bald stehen bleiben und "hängt" mit seinem Stillstands-Drehmoment in der Drehfeder. Die Federscheibe sieht danach aus wie zuvor, d.h. sie kann dadurch nicht rundgeritten werden. Allenfalls könnte sich die Drehfeder opfern. Insofern sollte eine feste Verbindung der Federscheibe mit einer Mitnehmerscheibe kein Problem sein, denn beide stecken auf der gleichen Halbmondwelle. Ob nun beide über die Halbmondwelle drehwinkelschlüssig miteinander verbunden sind oder in sich, das sollte fast egal sein. Auch der mechanische Startablauf bleibt genau der gleiche...
Grüße - Sparky
Nachtrag vom 08.02.2010:
Es geht ja hier darum, den LANGSAMEN Ritzelwellenstart zu erklären im Fall einer rundgerittenen Federscheibe, denn nur das kann eine Rotation des Ritzels verursachen, NOCH BEVOR es auf den Polradzahnkranz trifft, was Verschleiß bedeuten MUSS (siehe Herleitung in einem späteren Beitrag).
Der oben von mir dargelegte Erklärungsversuch enthält aber einen DENKFEHLER, der die HÄRTE der Drehfeder betrifft: Die Drehfeder mag "weich" sein relativ zum Motor mit seinem hohen Massenträgheitsmoment. Die Ritzelwelle ist aber so viel leichter in Rotation zu versetzen, dass die Drehfeder relativ dazu "hart" ist. Deswegen ist es fast egal, ob zusätzlich die Federscheibe auf dem Dosendeckel reibt und zusätzlich die Drehfeder sich nicht ganz entspannt ODER ob allein die Drehfeder aus ihrer Nulllage heraus die Ritzelwelle antreibt: Der Ritzelwellenstart ist IMMER abrupt. Ein LANGSAMER Start kann so nicht erklärt werden. Die richtige Erklärung der Ursache eines langsamen Ritzelwellenstarts bei rundgerittener Federscheibe findet sich in einem späteren Beitrag von mir.