Liebe Mitreisende und Saxonettenfreunde,
heute versuche ich noch einmal von meinem kleinen Mittelklassehotel in Dubai, euch allen ein paar Zeilen zu schreiben, gestern hatte ich zwar schon eine halbe Stunde geschrieben, wurde aber anscheinend aus dem Schreibmodus geworfen und dann war alles weg.
Mein erster Dank gilt wieder Hans Günther, dessen Dokumentationen, Berichte und Bebilderungen der Reise auch für mich wertvoll sind, so dass ich alles gut nacherleben und verarbeiten und für später mal speichern kann, echten herzlichen Dank dafür!
Ich werde natürlich versuchen, auch alle Forumsmitglieder weiter so gut es eben geht mit Eindrücken und Erlebnissen "zu füttern".
Die letzte Woche hatte ich ja komplett in Bandar Abbas verbracht und Saeed und die Angestellten unterstützt beim Einlagern der Saxonette, Verpacken und Abwicklung der Formalitäten. Da hängt doch einiges dran, was ich nicht gedacht hätte. Container besorgen, wiegen, Zollformalitäten und Akredditierung für den Hafen, Containerversiegelung u.s.w., die Abwicklung war zeitaufwendig und mühevoll, zumal der Hafen 25 km weit weg lag. Der Zoll wollte auch nicht so richtig mitspielen, da ich ja angeblich kein "Carnet de Passage" habe, was man eigentlich für ein "Motorfahrzeug" braucht. Da kommt bestimmt einiges in Indien auf mich zu und ich bin mal gespannt, wie und ob ich die Saxo in Indien bekommen kann. Aber ob ich mir das in Chennai, einem Hafen in Südindien, antue, weiß ich nach dieser Woche wirklich noch nicht. Ich überlege wirklich stark, ob ich die Saxonette nicht in Indien lasse und vielleicht noch jemandem eine Freude machen kann, aber das werde ich dann vor Ort entscheiden.
Das Schiff fährt jetzt erst am Sonntag in Bandar Abbas los und es dauert ca. 10 Tage bis es in Mumbai ist, dann muss man noch ca. 2 Tage für die Löschung rechnen, so dass ich Anfang November versuchen werde, wieder an die Saxonette zu kommen. Bis zu diesem Zeitpunkt werde ich wohl hoffentlich das Visum für Indien haben, das ich heute in Dubai beantragt habe. So wie ich das mitbekommen habe, bekomme ich in Indien 60 Tage! Das dürfte reichen und ich kann noch ein wenig in Bodhgaya, meinem Endziel "Bowl of Compassion" verweilen.
Der Iran war im Rückblick sehr heiß, sehr anstrengend und sehr interessant, das Zusammentreffen mit den Menschen entschädigte für alle Strapazen. Immer wieder wurde ich gefragt: "Do you like the Iran?" "Are we terrorists?" Man merkt den Menschen wirklich an, wie sehr sie bemüht sind, sich positiv darzustellen und möchten auch gerne in der Welt anerkannt und respektiert werden und vor allem "not dangerous" sein. Gerade die junge Generation sehnt sich nach der westlichen Welt mit ihren Konsumartikeln, Smartphones und ist nicht mehr so den traditionellen Werten verhaftet. Viele Familien hatten 5-10 Kinder, heute möchte man nur zwei! Oft wurde ich auch gefragt, ob ich schon Rentner bin, was ich verneinte und antwortete, dass ich noch einige Jahre nach meiner Reise arbeiten muss. Im Iran müssen alle Menschen einfach nur 30 Jahre arbeiten, dann bekommen sie ihre Rente, jeder! Und alle stauen, wenn ich Ihnen vom "schönen Deutschland" erzähle, dass bei uns mindestens 45 Jahre gearbeitet werden muss (einfach dargestellt)! Trotz allem bleibt für viele Iraner Deutschland ein schönes, aber unerreichbares Land und die Deutschen sind sehr anerkannt, sehr willkommen und oft höre ich auch, dass Iraner und Deutsche "Brüder" sind.
Besonders chaotisch ist auch der Verkehr im Iran, mein Schlüsselerlebnis hatte ich Ghom, als ich vorn bei rot an einer Kreuzung stand und alle Motorfahrer neben mir trotz Querverkehr die Kreuzung befuhren, obwohl vorn zwei Polizisten standen und mehr oder weniger auf den Verkehr schauten bzw. sich unterhielten. Für mich ein Wunder, dass es hier keinen Unfall gab. Nach vier Wochen Iran hatte ich mich an den Verkehr gewöhnt, zum Glück hatte ich immer meine Warnweste an. Der Verkehr ist im Bereich von Kreuzungen und bei dichtem Verkehr nicht schnell, so dass man versuchen muss, immer mit zu fließen. Auf keinen Fall plötzlich die Richtung ändern oder plötzlich stoppen, weil der andere Vorrang hat, für den guten Autofahrer im Iran ist es wichtig, dass der andere berechenbar fährt und er vorhersehen kann, wo er hin will. Es kommt nicht auf Vorfahrt oder Vorrang an. Insgesamt kann ich nicht meckern, anscheinend hat man auf mich gut Rücksicht genommen und man fuhr um mich herum besonders langsam, vielleicht auch "um mich besser zu sehen oder auch filmen" zu können, denn so einen Touristen gibt es nicht alle Tage.
Ich stelle mir den Verkehr in Indien noch heftiger vor.
In Dubai werde ich jetzt noch ein paar Tage verweilen, mich hier umschauen und nach der Visumsausstellung um Flug und Unterkunft in Mumbai kümmen. Jetzt bin ich fast eine Woche ohne Saxonette und so langsam könnte ich schon wieder ne Runde drehen,
lasst es euch gut gehen und bis bald, Michael.